Seelisches Wohlbefinden
Wenn wir über gesundheitliche Risiken bei schwulen und bisexuellen Männern nachdenken, dann lohnt sich auch ein Blick auf das seelische bzw. psychische Wohlbefinden.
In mehreren Studien wurde beschrieben, dass Homosexuelle einer erhöhten Gefahr für Suchtverhalten, psychischen Krankheiten (wie z. B. Depressionen) oder Selbstmordversuchen ausgesetzt sind. Experten führen das auf die nach wie vor bestehende körperliche wie seelische Diskriminierung zurück, die ein Großteil der Homosexuellen erleben muss. So sind Schwule fortwährend dem Gefühl des „Andersseins“ ausgesetzt und stehen in ihrem Leben wesentlich größeren Entwicklungsaufgaben, wie dem fortwährenden Outing, gegenüber. Demnach ist davon auszugehen, dass die Aufrechterhaltung der seelischen Gesundheit keine leichte Aufgabe ist. Das Gefühl einer sexuellen Minderheit anzugehören ist auch heute noch ein Stressor und wird mit negativen Gefühlen wie Unsicherheit und Furcht verbunden. Für manche ist der Stressor „nur“ in einer bestimmten Lebensphase vorhanden und sie wachsen an der Aufgabe zu Persönlichkeiten mit hohem seelischen Wohlbefinden. Für andere Schwule ist der Stressor das ganze Leben lang vorhanden. So zeigen Studien ein doppelt so großes Risiko an einer Depression zu erkranken wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Darüber hinaus existiert ein vierfach größeres Risiko für einen Suizidversuch und auch das Risiko einer Angststörung ist um ein Vielfaches höher.
Seelischen Wohlbefinden und Prävention
Nun zeigt sich deutlich, dass seelisches Wohlbefinden und die sexuelle Zufriedenheit miteinander zusammen hängen. An dieser Stelle wird auch wieder die Bedeutung der HIV-Prävention deutlich. Jemand, der eine größere seelische bzw. psychische Belastung mit sich trägt, wird auch anders auf seine körperliche Gesundheit achten als jemand Unbelastetes. Die hier beschriebenen „homo-negativen“ Erfahrungen können stark verinnerlicht werden und zu einer Selbststigmatisierung führen. Unter Selbststigmatisierung ist die Selbstzuschreibung gesellschaftlich negativ bewerteter Eigenschaften zu verstehen. Darauf folgt eine eigene Unzufriedenheit und Selbstabwertung, u.a. auch mit dem eigenen Sexualleben. Vielfach wird in solchen Situationen weniger auf sich achtgegeben und selbstschädigende Verhaltensmuster treten hervor. Die Wahrnehmung von Gesundheitsinformationen bzw. Dienstleistungen wie spezielle Testangebote werden dann ignoriert oder nicht wahrgenommen.
Hein & Fiete als soziale Unterstützungsinstanz
Hein & Fiete setzt sich deshalb nicht nur für Prävention im Sinne des individuellen Gesundheitsverhaltens ein, sondern wirkt auch auf eine Veränderung der Lebensbedingungen der Menschen hin, um das seelische- wie körperliche Wohlbefinden schwuler und bisexueller Männer zu fördern. Als soziale Unterstützungsinstanz bieten wir Selbsthilfegruppen Raum, organisieren Veranstaltungen zu verschiedenen aktuellen Themen und sind als Ansprechpartner mit Informationsmaterial in unserem Checkpoint für euch da.
Weitere Informationen rund um die seelische Gesundheit bei schwulen und bisexuellen Männern erhältst du auf www.iwwit.de/themen/krise
Teilen auf